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Buchtipps

Sasa Stanisic, bisher bekannt durch seine Erwachsenenbücher, hat nun sein erstes Kinderbuch veröffentlicht. Entstanden sind die 28 Geschichten fast alle spontan: zusammengesponnen, für und mit seinem Sohn. So berichtet Stanisic selbst im Vorort. Nicht im Vorwort und so ahnen wir auch schon, was uns erwartet: eine bunte Sammlung skurriler Erzählungen voller Wortwitz, fantastischer Wesen und Verwirrungen. Katja Spitzers charmant verrückte Illustrationen befeuern dabei die Fantasie, lassen Raum fürs gemeinsame Weiterspinnen.

Josef ist 11, als er 1939 mit seiner Familie aus Deutschland vor den Nazis fliehen muss. Isabel lebt im Jahr 1994 in Kuba und macht sich mit ihrer Familie auf zum verheißungsvollen Amerika, um Hunger und politischen Unruhen zu entkommen. Und der 12-jährige Mahmoud verlässt 2015 seine zerstörte Heimatstadt in Syrien, um den Krieg endgültig hinter sich zu lassen und in Deutschland neu anzufangen.

Micah Mortimer, ein Durchschnittstyp mit leichtem Hang zur Zwanghaftigkeit. Er lebt in einer kleinen Souterrain-Wohnung, arbeitet vormittags als selbständiger Computerspezialist, nachmittags geht er seiner Tätigkeit als Hausmeister nach. Ich finde es bemerkenswert, wie es Anne Tyler gelingt das Interesse des Lesers für diesen doch eigentlich langweiligen, bürgerlichen Mann zu wecken. Vielleicht, weil sie ihm einen liebevoll empathischen Blick auf Micah eröffnet. Vielleicht weil sie es schafft, trotz sehr unaufgeregter, klarer Sprache Spannung aufzubauen.

Am Ufer des St. Lawrence River in Montreal wird die Leiche einer 15jährigen Frau indianischer Abstammung angeschwemmt. Jeanette Maskisin wurde ermordet. Die Presse berichtet darüber „Wieder eine tote Indianerin. Polizei bleibt untätig.“ Untätigkeit wird der Polizei im Staate Quebec von seiten der First-Nation-Regierung schon länger vorgeworfen. Denn seit Jahren verschwinden junge Frauen indigener Herkunft spurlos entlang des Transcanada-Highways, und davon wurde kein Fall aufgeklärt.

„In seinem neuen Roman nimmt uns Autor Andreas Maier mit auf Reisen“ - schreibt der Verlag. Das mag ja zur Zeit besonders verführerisch klingen, doch: Finger weg von diesem Buch, wenn Sie gerne Reiseliteratur lesen, sich für ferne Länder, fremde Sitten interessieren. Der nun achte Band seines Schreib- und Lebensprojekts namens „Ortsumgehung“ führt uns nur wieder hinein in den Kopf eines Autors, der über Thomas Bernhard promoviert hat - und so sieht es dort auch aus.

Ein alter Mann schaut am Ende seines Lebens zurück, auf die für ihn prägende Zeit, als er als junger Mann direkt nach dem Schulabschluss sein scheinbar vorbestimmtes Leben ändert. Eigentlich soll er Bergarbeiter werden wie alle Männer in der kleinen Stadt in Nordengland. Er aber beschließt, zumindest für eine Zeitlang auszubrechen, wegzugehen, denn er hat einen Sehnsuchtsort, er will das weite Meer sehen.

Wir sind in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado, der Schauplatz aller Bücher von Kent Haruf.  Die Leser*in trifft auf vertraute Figuren aus "Lied der Weite", wie die McPheron Brüder und die von ihnen aufgenommene junge Victoria. Und eine Vielzahl neuer Personen lernen wir kennen, mit ihrem alltäglichen Leben, ihren Sorgen. Die Empathie, mit der Kent Haruf erzählt, hat mich wieder begeistert. (A. Mantwill)

Die 12 Jahre Saarbrückens zwischen 1933 und 1945 waren eine schwere Zeit: voller Verfolgung, Flucht, Willkür und mörderischer Gewalt. Aber auch eine Zeit, in der viele Menschen mutig Widerstand leisteten und selbstlos anderen in Not halfen. Der politische Stadtführer lädt ein, die Geschehnisse dieser Jahre zu erkunden: zu Fuß, barrierefrei oder mit dem Rad. Für alle Interessierte bietet er eine reich bebilderte Einführung in dieses wichtige Kapitel Stadtgeschichte.

„Ich mag Pappel“, sagte sie, als wir unter den Bäumen nach unten gingen. Die Schatten spielten auf ihrem Kleid und auf dem rauen Asphalt Fangen. Ich blieb stehen und sah hoch in die schlanken Kronen. „Ich mag, was die Blätter im Wind machen. So wie jetzt. Es gibt kein richtiges Wort dafür.“

In Frankreich wurde der 2020 erschienene Debütroman (La petite dernière) als sprachgewaltige Geschichte weiblicher Selbstermächtigung gefeiert. Nun kann man Fatima Daas‘ Buch auch auf Deutsch lesen und sich von der Sogkraft der kurzen, eindringlichen Sätze mitreißen lassen. Jedes einzelne Kapitel fängt mit den Worten Ich heiße Fatima (Daas) an; ein Roman in Form einer sehr langen Anapher. Fatima trägt den Namen der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed. „Einen Namen, den man ehren muss.

 

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