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Buchtipps

Jetzt im Taschenbuch: Verschwörungstheoretiker, die auf Haustiere Jagd machen, ein Buch, das Morde begeht, der „Pakt der Glücklichen“, dessen Mitglieder ohne Bier gar nicht mehr so glücklich scheinen, ein im wahrsten Sinne des Wortes menschlicher Überflieger und eine Prise Außerirdisches, das sind nun nicht die Zutaten eines Julie Zeh-Romans, auch wenn sich Scharnow als lustiges Anti-Unter-Leuten lesen liesse, aber wozu. Scharnow bietet weniger Welterklärung, doch viel mehr Spass.

Jetzt im Taschenbuch: Um es gleich vorwegzunehmen: von Verschwinden kann eigentlich keine Rede sein. Mengele, Arzt in Auschwitz und Sinnbild der Entmenschlichung lebte seit seiner Flucht aus Deutschland wie so viele Kriegsverbrecher zunächst sehr komfortabel in Argentinien.

Ich muss zwei mal nachrechnen aber es stimmt; älter als 23 Jahre kann Kristin Höller nicht sein, wenn sie wirklich 1996 geboren ist. Hut ab also vor diesem Debüt, das so frisch und treffsicher daherkommt, dass das Lesen eine reine Freude ist. Vielleicht war es ja hilfreich für die Autorin, dass sie über Gleichaltrige geschrieben hat in ihrem ersten Roman, über eine Lebensphase, in der alle wissen, was sie garantiert nicht wollen aber kaum jemand weiß, wo die Reise hingehen soll.

Jack und Wynn, zwei amerikanische Studenten, haben sich im Spätsommer eine Auszeit genommen, um ihren gemeinsamen Passionen nachzugehen: Angeln, Campen, Kanu fahren – überhaupt in der Natur sein. Beide sind erfahren, haben ihre Tour wohlüberlegt und umsichtig vorbereitet. Die Beiden haben sich mit Kanus und Gepäck in Nordkanada in der Wildnis absetzen lassen, um geruhsam durch Seen und einen Fluss bis zur Hudson Bay hinunterzufahren. Sie genießen tagelang ungestörte Naturbeobachtungen am Tag und nachts den Sternenhimmel über ihren Lagerplätzen.

Sorj Chalandon, französischer Bestsellerautor, in Tunis geboren, widmet seinen neuen Roman einer historischen Katastrophe, dem Grubenunglück in der Zeche Saint-Amé in Liévin im Pas du Calais - und namentlich seinen Opfern. Er begegnet uns zunächst in Form einer Milieustudie, mit immer wiederkehrenden Verweisen auf Zolas Germinal, auktorial erzählt vom jungen Michel Flavent, noch aus bäuerlicher Familie stammend, dessen Bruder ebenso wie er einen Ausweg aus der sozialen Klasse sucht, Rennfahrer werden will und doch in der Falle der örtlichen Möglichkeiten gefangen bleibt.

Dieses Buch! Es kratzt und juckt und landete bei mir mehrfach in der Zimmerecke...weil die kraftvollen, eindringlichen und doch behutsamen Worte von Karin Kalisa mir bis tief unter die Haut gingen. Weil es unbequem ist über Kindesmissbrauch zu lesen. Doch die Autorin findet mit viel Feingefühl den richtigen Ton und so möchte ich diesen schmerzlich-schönen und politisch brisanten Roman unbedingt empfehlen!

Geheimnisvoll und düster beginnt das Leben der Hauptfigur Vida im Jahr 1704 – ihre Mutter wird bei der Geburt sterben. Dass die Mutter ihr Leben für das neue, hoffnungsvolle lassen muss, weiß sie aufgrund einer Prophezeiung, der zufolge Vida eine große Rolle im Konflikt zwischen Licht und Schatten spielen wird.

Martyna Bunda erzählt eine polnische Familiengeschichte um vier Frauen, die Mutter Rozela und die ungleichen Töchter Gerta, Ilda und Truda. Die Frauen müssen die chaotischen und dramatischen Zeiten während und nach dem 2. Weltkrieg bewältigen. Auch in den nächsten Jahrzehnten bleiben die Vier miteinander verbunden. Jede der Frauen hat abwechselnd ihre Stimme, wir sehen durch die jeweiligen Perspektiven, was die alltäglichen Anforderungen ihnen abverlangen.

Ich habe noch nie auf den Gewinner des Deutschen Buchpreises gewettet - ist ja auch albern - aber gerade 10 Euro verloren, weil Norbert Scheuer es nicht geworden ist. Ich glaube kaum, dass gerade was zu lesen ist, das so vielfältig und wissensreich ist, dabei so präzise beschreibt, was Gesellschaft bewegt und ebenso geografische, historische, wie Abhandlung über die Natur zu sein versucht; da kann die Besprechung nur scheitern.

Herkunft hat den Deutschen Buchpreis 2019 gewonnen, hier ist unsere Besprechung: Zugegeben, ich hatte mich auf einen neuen Roman des Autors gefreut aber ein Roman ist Herkunft sicher nicht. So wenig, wie es, trotz des pragmatischen Titels, ein Sachbuch ist. Nach Beginn der Lektüre ist es allerdings recht schnell schnurzegal, um was es sich da handelt. In erster Linie ist Herkunft ein glänzend geschriebenes Buch, das so lehrreich ist wie unterhaltsam.

 

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