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Uwe Timm: Ikarien

Uwe Timms Novelle Die Entdeckung der Currywurst zählt für mich zu den schönsten und sympathischsten deutschsprachigen Romanen. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass es bei seinem neuesten Werk gewisse Ähnlichkeiten zur Currywurst gibt. Wieder geht es um die letzten Kriegstage und die erste Zeit nach Kriegsende, wieder wird der Held ausgeschickt, um gewisse Dinge in Erfahrung zu bringen und wieder werden diese Dinge von einer Person erzählt, die mehr im Sinn hat, als ihrem Interviewer die gewünschten Informationen zu liefern.
Der deutschstämmige amerikanische Offizier Michael Hansen soll im soeben von den Amerikanern eroberten München einen alten Freund des Eugenikers Alfred Ploetz befragen, der selbst noch vor Kriegsende verstorben ist. Doch Wagner ist ein vom Alter und KZ-Aufenthalt gezeichneter Mann, der Hansen immer wieder abschweifend und mit Unterbrechungen die Geschichte einer Freundschaft und ihres Auseinanderbrechens erzählt. Über viele Tage hinweg legt er Zeugnis ab von gemeinsamer Sinnsuche und Utopien, von wissenschaftlichen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen, von gemeinsamen Freundinnen und Freunden und vom Widerstand in düsteren Zeiten.
Mit der privaten Geschichte von Michael Hansen, der in den turbulenten Nachkriegstagen ein wenig Glück sucht, der am Ammersee ein Haus und ein Kabriolett beschlagnahmt und es sich mit einer ebenso attraktiven wie geschäftstüchtigen Deutschen gut gehen lässt, entwirft Timm eine Art Sittenbild der Stunde Null, in der wichtige Weichen für die Geschichte der Bundesrepublik gestellt werden.
Timms elegant und fundiert erzählter Roman gehört für mich jetzt schon zu den besten Werken des fast 80jährigen Autors. (P. Philippi)

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783462050486
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Kategorie: Belletristik

 

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