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Buchtipps - Perlen im Regal

Als die Polizei plötzlich vor seiner Schmiede steht, in der er gerade ein glühendes Eisenstück bearbeitet,

Auch die Literatur unterliegt ihren Moden und Zeitgeistern. Wie erfrischend kommt da ein schmales Büchlein daher, das in Katalonien erstmals 1985 erschien und mittlerweile über 50 Auflagen erlebt hat. Die Autorin Maria Barbal schlüpft auf knapp hundert Seiten in die Haut von Conxa, jüngste Tochter einer ärmlichen Bauernfamilie, und erzählt aus ihrer Sicht und in ihrer einfachen und klaren Sprache nicht mehr und nicht weniger als ein Leben.

Zugegeben, leichte Kost sind diese tausend Seiten nicht. Doch war je ein Meisterwerk leichte Kost? Bereits mit ihrem Erstling Die geheime Geschichte gelang Donna Tartt 1992 der Durchbruch, mit dem Distelfink gehört sie endgültig zu den ganz Großen der angloamerikanischen Literatur. Ein Roman im Geiste von Charles Dickens, dem man anmerkt, dass Tartt mehr als zehn Jahre daran gearbeitet und geschliffen hat, ein Buch über Tod und Trauma, über die Kraft der Kunst, über Fälschung, unerfüllte Liebe, Freundschaft, Verrat und Wiedergutmachung.

Gerade aus dem Gefängnis entlassen steht ein alter Mann auf der Brücke eines verlassenen Küstenhighways, um sich in den Tod zu stürzen als er von zwei kleinen Jungen angesprochen wird.

Ein wenig  verschmitzt und völlig unschuldig lächelt uns die junge Autorin vom Schutzumschlag des Buches entgegen, aber Vorsicht, diese Schreiberin hat es faustdick hinter den Ohren. Swamplandia ist ein unvergleichlicher Trip durch die Sümpfe Floridas, der manchmal nahe an einem Albtraum ist. Die Alligatoren sind dabei das geringste Problem, schließlich betreibt Familie Bigtree mit Swamplandia einen Ausflugspark, dessen Hauptattraktion die beeindruckenden Reptilien bilden.

Ein ungelöster Kriminalfall aus den 80er Jahren ist Ausgangspunkt dieser Geschichte, die viel mehr ist als ein Krimi. Erwachsene Männer sind sie längst und noch immer verbindet sie eine Frage: Wer hat damals vier Tage vor Weihnachten das Mädchen Lucy ermordet? Einer aus der Gruppe fand sie tot und nackt am Strand in den Dünen und der Sexualmord an der 17jährigen verstört nicht nur die Jugendlichen von The Spit, der windumtosten Landzunge vor Christchurch.

Wenn Sie Melvilles Moby Dick nicht gelesen haben, weil es ein Walfängerroman ist, dann dürfen Sie auch die Finger von Die Kunst des Feldspiels lassen. Dann halten Sie dieses Buch nämlich für einen Baseballroman. Ansonsten: Greifen Sie unbedingt zu! Das Spiel auf dem Feld steht in Chad Harbachs Roman für nichts anderes als das Leben und schon Schiller wusste, dass der Mensch nur da ganz Mensch ist, wo er spielt. Jonathan Franzen und John Irving haben Harbachs Erstlingswerk in den höchsten Tönen gelobt. Ich kann mich ihnen nur anschließen. (P. Philippi)

Gerade erst hat Katjas Mann ihr gestanden, dass er eine andere liebt, da verliert er auch schon sein Leben bei einem Verkehrsunfall. Katjas Chef schickt die Ratlose erst mal in Urlaub, stellt aber vorsorglich schon eine Nachfolgerin ein. Betäubt zieht sich Katja in ihre Wohnung zurück, lässt das Telefon läuten und die Post ungeöffnet. Richtig böse könnte das enden, säße nicht eines Tages ein älterer Herr auf ihrem Badewannenrand: Dr. Blank, ehemaliger Lateinlehrer und kürzlich verstorbener Nachbar, der sich um die Trauernde kümmert.

Was geht vor in einem Menschen, der mit sechzig Jahren erkennen muss, dass einige der grundlegenden Gewissheiten, auf denen sein Erwachsenendasein fußt, sich in Luft auflösen?

„Wenn es Gerechtigkeit auf dieser Welt gäbe, so dürfte es niemandem erlaubt sein, ein Debüt von derartiger Schönheit und Vollendung zu schaffen.“ schrieb 1995 die New York Times über Jennifer Egans Erstlingswerk. 16 Jahre und vier Bücher später gewinnt Egan mit ihrem jüngsten Roman den Pulitzer Preis und die Wahl der Jury ist in der Tat auf eine der aufregendsten und spannendsten Autorinnen der englischsprachigen Literatur gefallen.

 

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